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Eine Vinyl-Zeitreise: 801 live

Eigentlich war ich auf der Suche nach alten David-Bowie-Schallplatten, als in dem Bereich des Wohnzimmerregals, in dem diese zu vermuten waren, mein Blick an einem Cover-Rücken kleben blieb:

801 live.

Was war das noch einmal?

Aus dem Stapel ziehen, in beiden Händen halten, drehen, betrachten, Fotos ansehen, lesen, die Innenhülle herausziehen, die Schallplatte entnehmen, auf den Plattenteller legen, Tonarm absenken, sanftes Knistergeräusch aus den Lautsprecherboxen:

Das haptisch-visuell-auditive Gesamterlebnis, welches eine Vinyl-Langspielplatte bietet, schafft eine CD nicht einmal ansatzweise, von mp3-Dateien ganz zu schweigen (die ich aber auch durchaus schätze, beim Joggen mit der Apple Watch am Handgelenk und den AirPods im Ohr etwa, da es sich als zu kompliziert herausgestellt hat, mit Schallplattenspieler & HiFi-Anlage durch den Wald zu rennen).

Vinylscheiben & mp3-Dateien (ob lokal auf dem Mac, iPhone etc. gespeichert oder als Stream von Spotify & Co.) sind eine gute Kombi, etwa wie gepflegtes Pils & Dosenbier: beides hat seinen speziellen Zweck in der jeweiligen Situation.

 

Aber welchen Zweck hat eigentlich noch die CD?

Egal, zurück zu 801.

 

Äitt-hanndredd-wann (wie man hierzulande sagt) waren Phil Manzanera, Brian Eno, Bill MacCormick, Francis Monkman, Simon Phillips und Lloyd Watson  -  und sie waren gut.

Sehr gut.

 

Im Jahr 1976, nachdem sich Roxy Music vorübergehend aufgelöst hatte, wurde 801 als temporäres Projekt gegründet.

Der Name der Band entstammt dem Refrain des Brian-Eno-Songs „The True Wheel“ („We are the 801, we are the central shaft“), der 1974 auf seinem Solo-Album „Taking Tiger Mountain (By Strategy)“ erschien.

 

Die Platte „801 live“ ist ein Konzertmitschnitt vom 3. September 1976  -  und sie ist großartig:

 

Eine ganz eigene Mischung aus Hippie-Gedudel (wir schreiben 1976 – ein Jahr später machte die Punkrevolution Schluß damit: eine radikale Umwälzung, die auch Einfluß auf David Bowie hatte  -  und der wiederum auf die Punknachfolge New Wave) und straighter Komposition und Vorgriff auf die Zukunft: das Schlagzeug bei dem 2. Song auf der 801 live-A-Seite „TNK“ („Tomorrow Never Knows“, eine Lennon/McCartney-Adaption) klingt wie Drum´n´Bass aus den 1990ern (eine Musikrichtung übrigens, die David Bowie 1997 zu seinem Album „Earthling“ inspiriert hat).

Genial.

 

So, wo waren jetzt die alten David-Bowie-Platten?

 

 

Bis ich die finde, lege ich erstmal Colosseum live (1971) auf, Seite 4 der Doppel-LP: „Lost Angeles“  -  ein Lied auf einer Schallplattenseite  -  ein fast unendliches Gitarrensolo.

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